Es ging ihm nicht gut. Gar nicht gut. Chrona konnte sich nicht daran erinnern, dass es ihm jemals so schlecht ging.
Ihm war furchtbar heiß, sodass er sich aus der Decke, in welcher er sich eingewickelt hatte kämpfte.
Nachdem dies geschafft war, lag er schwer atmend, alle Viere von sich gestreckt auf dem Rücken. Es fühlte sich an, als würde das Bett unter ihm schaukeln. Chrona seufzte gequält auf. Davon ging es ihm sicherlich nicht besser.
Er drehte sich auf die Seite und starrte die Wand an. Nach kurzer Zeit schienen sich jedoch auch die Wände seines Zimmers zu bewegen. Chrona kniff die Augen zusammen. Langsam wurde ihm übel. Warum musste sich auch plötzlich alles bewegen?
Damit wusste er definitiv nicht umzugehen. Eine Weile blieb er ruhig liegen , jedoch schwankte das Bett mit der Zeit immer heftiger.
„Was ist bloß los?“,nuschelte er und setzte sich schwerfällig auf. Seine Stimme klang irgendwie anders als sonst. Außerdem tat sein Hals furchtbar weh. Gerade, als er sich erheben wollte, schüttelte ihn ein schwerer Hustenanfall.
Nachdem dieser nachgelassen hatte, stand er vorsichtig auf. Keine gute Idee, wie sich wenig später herausstellt. Plötzlich drehte sich alles, es fühlte sich an, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen werden. Er verlor das Gleichgewicht und knallte mit dem Kopf auf den harten Boden.
Für einen Moment dachte er, sein Schädel wäre in seine Einzelteile zersprungen. „Aua“, murmelte Chrona benommen und versuchte sich wieder aufzurichten. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Ganz und gar nicht.
Obwohl ihm gerade eben noch extrem warm war, fröstelte es ihn nun. Auf wackeligen Beinen tapste Chrona zwei Schritte auf sein Bett zu und wollte gerade nach der Bettdecke greifen. „Chrona! Was treibst du denn da oben?
Komm runter, oder ich komme dich holen!“ Angesprochener zuckte zusammen und verlor aufgrund dessen beinahe ein zweites Mal sein Gleichgewicht.
An Medusa hatte er noch keinen einzigen Gedanken verschwendet. Er hatte schließlich allerhand mit sich selbst zu tun. Chrona seufzte und ging langsam und vorsichtig auf seine Zimmertür zu.
Er hatte nun wirklich keine Lust ein weiteres Mal Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Sein Kopf schmerzte dafür noch viel zu sehr. Nachdem er es aus seinem Zimmer geschafft hatte, stand Chrona vor dem Treppenabsatz und starrte mit einem mulmigen Gefühl die Treppe hinunter.
Da würde er es in seinem Zustand nie unbeschadet hinunter schaffen... Der Schwindel setzte erneut ein und er klammerte sich erschrocken am Treppengeländer fest. „Chrona!“, schrie Medusa ein weiteres mal, nun noch ein wenig lauter und gereizter. Dem fünfjährigen stiegen die Tränen in die Augen.
Er wollte ja runterkommen, aber er konnte es nicht. Er hatte Angst sich wehzutun. Der Gedanke an die Bestrafung, die ohne Zweifel folgen würde, wenn er einfach hier stehen blieb brachten ihn nur noch mehr zum Weinen.
Als er Schritte von unten vernahm, verstummte Chrona. Wenig später tauchte Medusa am unteren Ende der Treppe auf. „Was tust du denn da?“, fragte sie misstrauisch.
Offensichtlich stimmte mit ihm irgendetwas nicht. „I-Ich kann nicht runterkommen“, antwortete er zögerlich. Medusa seufzte entnervt. „Warum nicht?“, zischte sie wütend. Dieses Kind machte sie wahnsinnig!
„Es g-geht mir nicht gut“, antwortete Chrona eingeschüchtert und schaute zu Boden. Die Schlangenhexe murmelte irgendetwas unverständliches, dann lief sie die Treppe hinauf um nach ihm zu sehen.
Wehe, es war nichts ernstes...
Vor ihrem Sohn ging Medusa in die Hocke. Sie hob ihre Hand um sie an Chronas Stirn zu legen, jedoch zuckte dieser daraufhin zurück.
Grob packte sie ihn am Arm und zog ihn nähre zu sich. „Stell dich nicht so an. Ist ja lächerlich, als hätte ich dich jemals geschlagen“ ,nuschelte Medusa genervt.
Chrona starrte sie nur mit großen, vom Fieber glasigen Augen an, schien nicht so recht verstanden zu haben, was sie von ihm wollte. Erneut hob sie ihre Hand und legte sie auf seine Stirn. Er glüht ja förmlich.
Sie seufzte. War ja klar, dass er früher oder später krank werden würde. Bis jetzt hatte sie noch erstaunlich viel Glück gehabt und war größtenteils davon verschont geblieben sich um ein krankes Kind zu kümmern.
Medusa hob Chrona auf ihren Arm und lief mit ihm die Treppe hinunter. Sie setzte Chrona auf dem Sofa ab und verschwand kurz darauf in der Küche. Die Augen halb geschlossen wartete er darauf, dass sie zurück kam.
Er war so müde, aber dennoch wollte er unter keinen Umständen einschlafen. Was, wenn er damit ihren Zorn auf sich zog? Es grenzte ohnehin schon an ein Wunder, dass Medusa sich so ruhig verhielt.
Chrona wollte sein Glück nicht überstrapazieren. Kurz bevor er ein-nickte, tauchte Medusa mit einer Tasse in der einen Hand und einem... etwas in der anderen wieder auf.
Besagtes etwas stellte sich glücklicherweise als ein nasser Waschlappen heraus. Chrona hatte etwas weitaus bedrohlicheres erwartet. Eine Spritze oder dergleichen. Sie drückte ihm grob die Tasse Kakao in die Hand.
Um ein Haar hätte er sie fallen gelassen. Sie war noch ziemlich heiß und schwerer als gedacht gewesen. Medusa kommentierte seinen Fehler mit einem herablassenden Blick.
Chrona starrte die heiße Flüssigkeit verwundert an. Womit hatte er das denn plötzlich verdient?
„Warum bekomme ich Kakao?“, fragte er irritiert. Seine Stimme klang seltsam gedämpft.
Kein Wunder, immerhin konnte er inzwischen nicht mehr durch die Nase atmen. „Du bist krank. Ich denke, dass wird etwas helfen.“
Chrona nickte zögerlich. Einen Moment später, fragte er vorsichtig nach, was krank hieß. Medusa stöhnte genervt auf. „Trink deinen Kakao, leg dich hin und halt einfach die Klappe“, kam auch prompt die gereizte Antwort.
Er tat was ihm gesagt wurde. Nachdem er sich hingelegt hatte, legte Medusa ihm den Lappen auf die Stirn. Wenig später war Chrona eingeschlafen. Die Schlangenhexe hingegen blieb die ganze Nacht wach.
Immerhin musste sie den Lappen immer wieder in kaltes Wasser halten. Gott, wie sie dieses Kind hasste... Das sie Chrona sanft einige Haarsträhnen aus dem Gesicht strich bemerkte sie kaum. Es geschah eher ungewollt. Aus einem Reflex heraus – einem seltsamen, ungewohnten Reflex, den sie sich erst erklären können würde, wenn es schon lange zu spät war... … Aus Liebe …